Beschreibung
Den Einstieg wählen die Leser selbst: Dann nimmt sie der Roman, der aus einem einzigen Satz besteht und als Kreisform angelegt ist, in seinem Strom des Denkens, Träumens und Fantasierens mit auf einen Trip, der ihnen alles bietet und nichts erspart, was einem/r in dreißig Jahren Leben heute zustoßen kann.
Und große alte Fragen neu stellt: Wer kann ich werden? Was soll ich vergessen? Warum muss ich was tun?
Eine wilde Mischung aus knallharter Abrechnung in Alltags- und Wissenschaftssprache und poetischen Rap-Stücken, in denen Körpererfahrungen und Körperfantasien zur Sprache kommen.
»Was komplex und kompliziert klingt, beim Lesen aber einen verblüffenden Sog entwickelt«.
Nordwest-Zeitung
Leseprobe
… dich selbst in den Augen des Anderen sehen und dich sehen aus einer anderen Perspektive, deine Handlungen, deinen Handlungsspielraum, die Möglichkeiten, die du hast in jedem Moment, neu und anders oder gleich, aber immer so, wie du es willst, das Zentrum dieser Welt zu sein, und ist es nur für den Moment, für jetzt, die Kerben und Furchen dieser Welt glätten, um ein Heim zu entwerfen, in das man gerne zurückkommt, heimkehrt zu der Familie, die man sich immer schon gewünscht hat, oder einen Raum zu schaffen, in dem du sein kannst, wie du willst, wer du willst, und immer anerkannt wirst, nicht in Frage gestellt wirst, nicht hinterfragt wirst, deinen Namen ändern kannst, nach Lust und Belieben, dir eine andere Identität geben kannst, einen anderen Lebenslauf schreiben kannst, ein anderes Geschlecht annehmen kannst oder keines, auch eines neu erfinden, eine andere Hautfarbe haben kannst, eine andere Herkunft, als die dir bekannte, erlebte, durchlebte, in anderen Familienstrukturen und -verhältnissen aufgewachsen sein kannst, nicht so behütet, beschützt und umsorgt, andere Werte vermittelt bekommen hast, in einem anderen Glauben aufgezogen wurdest, und in einem anderen Land, mit Erlebnissen konfrontiert, die du aus Filmen und Büchern kennst oder die du dir erfindest, im Moment schön malst, idealisierst und romantisierst, aber irgendeine Illusion braucht man doch, und wenn man sich darüber bewusst ist, dass es sich um eine Illusion handelt, um einen schönen Tagtraum, in den man sich bei Lust und Laune flüchten kann und Zuflucht findet, immer, und diese Illusion reflektieren kann, darf sie ruhig da sein, meine ich und meint mein Therapeut, dem es wahrscheinlich schon lieber wäre, ich würde endlich mit beiden Beinen im Leben stehen, mit den Füßen fest auf dem Boden und den Geist an den Körper gekettet, dass er nicht so frei herumfliegen kann und Gegenden besichtigen, die ihn locken, für immer bei ihnen zu bleiben, …
… weil ich es nicht mehr ertrage, euer Gejammer nicht mehr hören kann, eure Beschwerden, ihr, die ihr alles doch habt, Mann und Kinder, ein Haus und zwei Autos, eine Familie im Ort, die babysittet, zwei Urlaube im Jahr, eine Fußbodenheizung und einen offenen Kamin, eine Spülmaschine, einen 27 Zoll großen Mac und eine Putzfrau, künstliche Fingernägel und wöchentliche Termine bei der Kosmetikerin, Tennis und Golf, eine goldene VISA-Karte und ein Konto vierstellig im Plus, und ihr doch bemerken müsst, wie unangebracht es ist, euch bei mir auszuheulen, alleinerziehend, ohne Unterstützung des Vaters, irgendwie künstlerisch unterwegs und daher dauerhaft pleite, psychisch angeknackst, kein Haus, sondern eine 2-Zimmer-Wohnung, kein Auto, sondern ein klappriges Fahrrad, Existenzsorgen, seit Jahren schon, und die Zeichen des Lebens sichtbar im Gesicht, …
INTERVIEW mit Caroline Günther über ihren Roman »EinSatz«. Mit Britta Enders vom Literarischen Echo (CKCU Literary News) bei der Frankfurter Buchmesse 2012.
Rezensionen:
* Bettina Schulte: »Immer bist du vor mir da. Caroline Günther: Ein Buch aus einem einzigen Satz.«. In: Badische Zeitung, 17.8.2013
* Regina Jerichow: »Von Anfang bis Ende nur ein Satz. Debütroman von Caroline Günther – Formales Experiment in Kreisform«. Nordwest-Zeitung, 6.12.2012
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