Beschreibung
Ein Roman über die Generation der Mitte-Ende Zwanzigjährigen, die in wirtschaftlich und emotional prekärer Situation versuchen, ihren eigenen respektablen Weg zu finden.
Eine junge Frau wehrt sich gegen die Ansprüche, die von allen Seiten auf ihren Geist, ihren Körper zugreifen: Gegen eine irrwitzige Medienwelt, die jede Sekunde eine Antwort haben will. Gegen eine Arbeitswelt, die totalen Einsatz fordert, aber nichts dafür bezahlen will. Gegen ihre Mutter, deren Anforderungen sie nicht gerecht wird und um deren Liebe sie kämpft. Gegen die Lust ihres Körpers, die sie in Räusche und sexuelle Nicht-Abenteuer treibt und sie mit immer gleichen Enttäuschungen konfrontiert. Und: gegen die eigenen und zugleich vorgeformten Wunschvorstellungen von einem gelungenen, intensiven, freien Leben. In dem endlich einmal etwas vollständig gelingen oder zumindest vollständig geschafft werden soll. Und sie sich zu einer Person entwickelt, mit der sie es selbst aushalten kann: »ich kann auch nicht schlafen wenn ich weiß was alles passiert ist bevor ich auf die welt gekommen bin ich frage mich dann immer liegt das alles in meinen genen ist das alles gespeichert bin ich deshalb so taub und schnell und lieblos«
In einer schmerzlichen Selbsterkundung sucht die Erzählerin vorsichtig nach einem Weg, um ihr Leben sinnvoll weiterzuführen. Im Gespräch mit sich selbst, mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter tastet sie nach Möglichkeiten, ihrem Leben endlich eine einigermaßen stabile Richtung zu geben, die ihrem Denken und ihren Gefühlen zumindest nicht dauernd widerspricht. Nachdem sie zwischenzeitlich schon fast aufgegeben hatte, scheint sie doch noch die ersten Schritte in eine glücklichere Existenz zu schaffen.
Maders atemlose Prosa springt und fließt durch alle Ecken des Gehirns und der Realität der jungen Hauptfigur, deren Nervenenden freizuliegen scheinen – traurig und witzig, lakonisch und gefühlvoll.
Leseprobe
bevor ich in den zug gestiegen bin stand ich lange am hauptbahnhof rum und habe von ganz oben nach ganz unten auf die gleise geschaut als erstes wollte ich unbedingt runter spucken und dann wollte ich runterspringen der boden sah so weich aus wie eine hüpfburg ich dachte vielleicht federt das und ich fliege wieder hoch ◦ ich schaffe die tage nur so weg ich schaufle mich durch die massen die auf mich zuströmen auf mir liegen und an mir kleben ein einziges geschaufel und ich empfinde dabei nichts außer schaufelwut irgendwann muss doch dieser strom der dinge nachlassen wo kommt denn das alles her ich werde mehr und mehr entkräftigt manchmal schmerzt mein kopf so sehr dass ich keinen einzigen weiteren gedanken mehr halten kann und trotzdem muss ich schaufeln wenn ich aufhöre gehe ich unter ich weiß das dann bin ich weg und begraben von all diesen kleinigkeiten die sich auf mir türmen lauter kleinigkeiten wege briefe formulare telefonate all diese massiven kleinigkeiten die tage und wochen und jahre füllen und ich will gar nicht mehr weiter und trotzdem strenge ich mich an weiter zu wollen
die erhobene faust ist ja schon ein sehr verkommenes symbol stand es nicht mal für den aufstand oder für die arbeiterbewegung oder für sieg für was genau stand die erhobene faust ich kann mich nicht erinnern irgendwann mal meine faust erhoben zu haben ich hab mich in einer werbebutze um einen job beworben sie haben mich eingeladen sie mögen freischaffende sie fragen wie viel wollen sie dafür und ich sage meinen preis ich schätze mich gut ein finde ich ich arbeite nicht für zu wenig ich verlang nicht zu viel nur genau das was ich zum leben brauche sie sagen ab sie sagen ab weil sie jemanden gefunden haben der den gleichen job für umsonst macht ich verstehe das system nicht wenn wir schon im kapitalismus leben sollten sich gefälligst auch alle daran halten man arbeitet für geld man gibt das geld dann dort aus wo andere für geld arbeiten wenn alle umsonst arbeiten würden wie sehe das dann aus wir arbeiten umsonst wir würden aber nichts für umsonst bekommen oder doch
Rezensionen:
»Stimme der Generation 30« Die Presse (Wien)
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